Akku-Mythen: Was ist Aberglaube, was Realität?

13 Juni 2022

Rund um den Akku herrschen genauso viele Mythen wie um das Smartphone selbst. In diesem Text konzentrieren wir uns auf 8 Akku-Mythen, die immer wieder die Runde machen und an die immer noch viele Menschen glauben.

1. Apps schliessen spart Akku

Noch immer schliessen viele Menschen ihre ungenutzten Apps auf dem Smartphone im Glauben, so ihre Akkulaufzeit zu verlängern und die Performance zu steigern. Das haben wir uns antrainiert von Windows, wo viele Hintergrundprozesse tatsächlich den Computer verlangsamt haben. Auf Android oder iOS ist dieses Vorgehen aber kontraproduktiv. Beide Betriebssysteme sind mittlerweile so intelligent, dass sie den Energieverbrauch der Apps bestens managen können. Wenn du Hintergrund-Apps schliesst, musst du sie komplett neu starten – und das kann stärker am Akku zehren, als sie im Hintergrund zu behalten.

Mythos: Widerlegt.

Lesetipps: 

2. Dauerladen schadet dem Akku, Komplettentladung verlängert Akkulaufzeit

Manche Mythen halten sich ewig, insbesondere wenn es um den Akku von Smartphones geht. “Man soll das Smartphone nicht ewig am Ladekabel halten!” oder “Man muss ab und zu den Akku komplett entladen!”, davon sind immer noch viele Menschen überzeugt. Aber wie sieht die Realität aus?

Der technologische Fortschritt hat auch vor Batterien nicht Halt gemacht – die Akkus von Smartphones halten heutzutage immer länger, haben immer mehr Power und werden – und das ist besonders wichtig – immer intelligenter. So können die neuesten iOS- und Android-Versionen das Laden automatisch beenden, wenn die Batterie voll aufgeladen ist. Oder sie analysieren deine Laderoutinen – über Nacht etwa zieht sich das Handy weniger Strom und lädt so langsamer als tagsüber. Tagsüber lädt das iPhone zum Beispiel nur bis 80 %. Apple nennt das “Fast Charge”. Ab 80 % wird die Stromzufuhr gedrosselt – das verlängert die Lebensdauer.

Aber woher kommt der Mythos, dass man Batterien gelegentlich komplett entladen soll? Die Antwort liegt in der Vorgängertechnologie, den Nickel-Cadmium-Akkus (NiCad). Diese konnten in der Tat ein “Gedächtnis” entwickeln, welches man mit gelegentlichen Komplettentladungen verhindern konnte. Heutige Smartphone-Akkus bestehen aber aus Lithium-Ionen und haben dieses Problem nicht, im Gegenteil: Komplettentladungen verkürzen die Lebensdauer von Lithium-Ionen-Akkus enorm. Besser ist es, den Akkustand zwischen 20 und 80 % zu halten. Eines haben aber alle Smartphone-Akkus gemeinsam: Sie altern. 

Mythos: Widerlegt.

Lesetipps:

3. Induktion und Schnellladen schädigen den Akku

Das kabellose Laden mittels Induktion und die Einführung von Schnelllade-Möglichkeiten haben neue Mythen hervorgebracht. So sollen diese Technologien angeblich den Akku schneller altern lassen.

Das Laden per Induktion lässt tatsächlich den Akku schneller altern. Das liebt aber nicht an unsichtbaren Wellen oder irgendwelchen ominösen Prozessen im Hintergrund, sondern ganz schlicht und einfach an der Hitze, die beim Laden mit Induktion entsteht. Hitze ist der Todfeind eines jeden Lithium-Ionen-Akkus. Der Versuch eines Freelance-Bloggers zeigte, wie ineffizient induktives Laden tatsächlich ist. Während es zum Laden eines Google Pixel 4s per Kabel 14,26 Wh brauchte, waren es per Induktion schon 21,01 Wh, also fast 50 % mehr. Diese Umwandlung in Hitze ist es, die auf lange Sicht deinen Akku schädigen kann. 

Schnellladen beziehungsweise Fast Charging erzeugt ebenfalls viel Hitze.

Aber: Mit jeder Smartphone-Generation wird das Laden per Induktion und das Fast-Charging verbessert und die daraus entstehende Hitze minimiert. Zudem bringen auch die Betriebssysteme selbst Schutzmechanismen mit, die die Hitzeentstehung minimieren. In naher Zukunft könnte unser Fazit anders ausfallen.

Mythos: Teilweise wahr.

Lesetipps:

4. Bluetooth & WLAN ausschalten verlängert die Akku-Laufzeit

Angeblich das Heilmittel Nummer 1, wenn sich der Akku leert: Bluetooth und WLAN ausschalten.

Viel bringen wird das aber nicht: Denn zum einen ist in allen Smartphones bereits der Funkstandard Bluetooth Low Energy (Bluetooth LE) verbaut. Wie der Name schon verrät, verbraucht diese Bluetooth-Variante kaum Strom, nämlich durchschnittlich nur 0,1 bis 0,25 Watt. Die Android-Website AndroidAuthority hat einen Test durchgeführt – und herausgefunden, dass das Anlassen von Bluetooth nur 1,8 % mehr Akku verbraucht. Auf einen Arbeitstag hochgerechnet sind das je nach Smartphone-Modell maximal 10 Minuten, oft deutlich weniger. Was eher hilft: Das Ausschalten deiner Bluetooth-Kopfhörer.

Das Ausschalten von WLAN bringt etwas mehr, da der Akku auch geleert wird, wenn WLAN zwar aktiv ist, aber nicht genutzt wird. Allerdings ist die Suche nach Mobilfunknetzen deutlich energieintensiver als nach WLAN-Netzen, besonders in Gebieten mit schlechtem Empfang. Wer zum Beispiel viel Zug fährt, der verbraucht weniger Energie, wenn er mit dem WLAN-Netz des Zugs verbunden ist.

Mythos: Teilweise wahr.

Lesetipps:

5. Handys sollte man nicht über Nacht laden

In unserem Text über nachhaltige Smartphone-Nutzung haben wir bereits gesagt, dass man das Smartphone nicht über Nacht laden sollte. Der Grund ist einfach: Das reine Aufladen des Akkus über die Nacht selbst lässt den Akku nicht altern. Was dem Akku aber schadet, ist das ständige Aufladen des letzten Prozentpunktes. Denn viele Smartphones hören auf zu laden, wenn der Akku zu 100 % gefüllt ist – und fangen mit dem Ladevorgang wieder an, wenn der Akku auf 99 % rutscht. Die neuesten Versionen der Betriebssysteme verlängern dank intelligenter Funktionen die Ladedauer über Nacht – aber ganz Ausschalten können sie das nicht. Besser ist es, das Smartphone während der Morgen-Routine aufzuladen.

Mythos: Wahr.

6. Die Alterung des Akkus kann man durch niedrige Temperaturen verhindern

Wie wir oben bereits geschrieben haben, ist Hitze der Todfeind eines jeden Akkus. Für viele Menschen scheint es deshalb logisch, dass Kälte das Gegenteil bewirkt. Ist der Kühlschrank oder gar das Tiefkühlfach also der bessere Ort?

Die Antwort ist ganz klar: Nein. Akkus haben einen optimalen Temperaturbereich, der je nach Smartphone zwischen -10° C bis 35° C liegt. Die Temperaturen im Kühlschrank oder Tiefkühlfach liegen in der Regel im unteren Temperaturbereich. Die Temperaturen selbst sind also nicht das Problem.

Trotzdem solltest du es nicht tun, denn spätestens beim Wiederaufwärmen kann gefährliches Kondenswasser entstehen und zu einem Wasserschaden führen. Durch die Schockfrostung können auch die Glasoberflächen platzen, die oft auf Top-Smartphones zu finden sind.

Mythos: Widerlegt.

7. Neue Smartphones müssen zuerst komplett aufgeladen werden

In den Bedienungsanleitungen vieler elektrischer Geräte steht, dass man diese vor der ersten Nutzung erstmal aufladen sollte. 

Nötig ist das aber nicht, denn Smartphone-Akkus sind schon von Werk aus aufgeladen. Sofern dein neues Smartphone nicht komplett entladen ist, kannst du es ganz normal nutzen und einrichten.

Mythos: Widerlegt.

8. Man sollte nur Originalladekabel und -stecker benutzen

Ein Blick auf verschiedene Verkaufsplattformen im Internet zeigt, dass No-Name-Ladekabel und -stecker oft erheblich günstiger sind als die Originalkabel von Apple, Samsung und Co. Dass viele deshalb zu Alternativkabeln greifen, ist deshalb mehr als verständlich. Allerdings gibt es sehr oft Nachrichten über Smartphones, die in Brand geraten sind, auch durch Smartphones ausgelöste Wohnungsbrände sind nicht selten. Schnell kann der Schuldige ausgemacht werden, und zwar nicht autorisiertes Ladezubehör. Alle Smartphones haben heute Sicherheitsmechanismen, die eine Überhitzung des Handys verhindern sollen. Für Ladekabel und -stecker von No-Name-Herstellern gilt diese Garantie aber nicht – wer einmal einen Apple-Charger geöffnet hat, wird sehen: Die Dinger sind vollgestopft mit Technik.

Wer ein Ladekabel braucht, der sollte darauf achten, dass diese von Apple, Google und Co. zertifiziert sind oder zu Ladekabeln von namhaften Herstellern greifen.

Mythos: Teilweise wahr. 

Lesetipps:

So hältst du deinen Smartphone-Akku wirklich gesund

Wenn du wissen möchtest, wie du dein Akku wirklich schonst und die Lebensdauer verlängerst, kannst du in unserem Artikel über das richtige Akku-Verhalten nachlesen. Und falls dein Akku bereits den Geist aufgegeben hat, schau dich doch auf unserer Smartphone-mit-Abo-Vergleichsseite um, finde exklusive Angebote und zahle keine Aktivierungsgebühr. Mit alao sparst du also bares Geld und schonst deine Nerven.

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